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Corona sorgt für Haustierboom in Deutschland

Corona sorgt für Haustierboom in DeutschlandCorona sorgt für Haustierboom in Deutschland - Bild: © Chalabala #275817643 – stock.adobe.com

Seit dem Ausbruch der Pandemie haben sich immer mehr Deutsche ein Haustier zugelegt. Aufgrund des Lockdowns sind soziale Kontakte nur eingeschränkt möglich, sodass Tiere den Wunsch nach Nähe erfüllen sollten. Besonders beliebt sind dabei Hunde und Katzen. Dabei wird allerdings meist außer Acht gelassen, dass solche Haustiere lange leben und viel Aufmerksamkeit benötigen.
Tierheime befürchten daher, dass viele der Tiere nach der Pandemie wieder im Heim landen werden. Zudem wird nur ein geringer Teil der Tiere aus dem Tierheim geholt, die steigende Nachfrage sorgt auch für einen Boom des Schwarzmarktes.

Anstieg an Anfragen in Tierheimen und bei Züchtern

Durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdown verbringen die Menschen mehr Zeit zu Hause und haben somit auch mehr Zeit für ein Haustier. Das Tier soll das Bedürfnis nach Nähe, welches durch die Kontaktbeschränkungen besonders stark ist, befriedigen.

Dabei ist vielen egal, welche Rasse der neue Hund beispielsweise hat, Hauptsache ein Tier kommt dazu.

Somit haben die Anfragen an Tierheime stark zugenommen. Selbst ansonsten schwer vermittelbare Tiere, die sich schon lange im Tierheim aufhalten, haben ein neues zu Hause gefunden. Die Tierheime prüfen die potenziellen Tierhalter vor der Vermittlung genau, da es mitunter immer wieder auch zu unseriösen und unüberlegten Anfragen kommt. Einige Interessenten möchten beispielsweise ein Tier auf Zeit holen und es nach dem Homeoffice wieder zurückgeben. Dabei würde dies beim Tier für enormen Stress sorgen, denn es gewöhnt sich an sein neues Zuhause, welches es dann nach einigen Wochen wieder verlassen müsste.

Anfragen an Tierheime haben stark zugenommen
Anfragen an Tierheime haben stark zugenommen – Bild: © hedgehog94 #233995176 – stock.adobe.com

Auch der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) hat angegeben, dass im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Hunde von Züchtern gekauft worden sind. Bei privaten Züchtern ist besonders viel Geduld gefragt, denn oft muss mit Wartezeiten von einem Jahr oder auch länger gerechnet werden. Viele wollen allerdings nicht darauf warten, sondern sofort ein Tier, dies sorgt dafür, dass auch der illegale Handel boomt.

Preise für Haustiere sind stark angestiegen

Die große Nachfrage an Haustieren hat dafür gesorgt, dass bei vielen Züchtern und in Zoohandlungen die Tiere irgendwann ausverkauft waren. Dies führte zu einem deutlichen Preisanstieg. Vor allem Hunde und Katzen werden seit Beginn der Pandemie vermehrt gekauft.
Die Preise für Hunde haben sich vielerorts inzwischen verdoppelt und auch für Katzen sind die Preise gestiegen. Während eine Britisch-Kurzhaar-Katze beim weltweit größten Zoofachhändler „Zoo Zajac“ vor einem Jahr noch 595 Euro gekostet hat, liegen die Kosten inzwischen bei 1.299 Euro.

Illegaler Welpenhandel boomt

Im Juni 2020 wurden rund 39.000 Hunde bei der Tierschutzorganisation Tasso e.V. neu registriert. Im Jahr davor waren es nur etwa 31.400 Hunde. Somit ist die Zahl aufgrund der Corona-Pandemie um 25 Prozent gestiegen. Die Tierheime haben zwar einen Anstieg an Anfragen verzeichnet, allerdings keinen Anstieg an Vermittlungen.

Laut dem Deutschen Tierschutzbund gab es allein von Januar bis Oktober 2020 75 Fälle von illegalem Tierhandel.

Davon waren mehr als 800 Tiere, vor allem Hunde, betroffen. Die Dunkelziffer wird weitaus höher vermutet. Die meisten der Tiere stammen aus Osteuropa und werden nach Deutschland importiert, wo sie im Internet angeboten werden. Die meisten der Tiere sind krank und wurden zu früh von der Mutter getrennt, sodass sie nur geringe Überlebenschancen haben.

Tierheime erwarten große Rückgabe-Welle

Die Tierheime sind besorgt und vermuten eine große Rückgabe-Welle nach der Pandemie. Viele der Tierbesitzer werden feststellen, dass ein Haustier viel Zeit in Anspruch nimmt, welche eventuell nicht mehr aufgebracht werden kann, wenn die Arbeit nicht mehr zu Hause im Homeoffice stattfindet. Zudem machen sich die Menschen auch noch keine Gedanken darüber, was mit den Tieren während des Urlaubs passieren soll. Einige Halter sind mit der Haltung des neuen Tieres auch einfach überfordert. Dies sorgt dafür, dass mitunter auch viele verhaltensauffällige Junghunde wieder im Tierheim abgegeben werden.

Besonders große Sorgen bereiten den Tierheimen die Tiere, die aus unkontrollierten Internetkäufen stammen, denn diese würden die Heime an ihre Kapazitätsgrenzen bringen. Zudem benötigen die Tiere besonders viel Pflege und tierärztliche Hilfe, was mit hohen Kosten verbunden ist. Dies ist in der derzeitigen Situation besonders schwierig für die Tierheime, da viele Spendeneinnahmen weggebrochen sind, von denen sich die Heime hauptsächlich finanzieren. Besuche im Tierheim sind nur noch mit Termin möglich und auch Feste, Basare und Flohmärkte mussten ausfallen, was zur Folge hat, dass die Hälfte der Heime langfristig die Zahlungsunfähigkeit befürchtet.