Die eigene Arbeitskraft ist das größte Kapital, welches wir Menschen besitzen. Die meisten Arbeitnehmer in Deutschland verdienen weit über eine Million Euro im Laufe ihres Berufslebens. Doch dies nur solange, wie die eigene Arbeitskraft im vollen Umfang zur Verfügung steht. Es ist jedoch gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass diese Arbeitskraft gefährdet ist. Für diese Fälle gibt es die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Für wen diese sinnvoll ist und welche Fälle abgesichert sind, erfahren Sie in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was versichert die BUV?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) schützt im Wesentlichen den aktuellen Lebensstandard im gewählten Beruf. Sie greift in der Regel ein, sobald man weniger als 50 % im zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten kann. Dabei können – je nach Höhe der Beiträge – bis zu 80 % des letzten Nettogehaltes abgesichert werden.
Ursachen für die Berufsunfähigkeit können Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechender Kräfteverfall sein.
Reicht nicht die gesetzliche Absicherung?
Viele Menschen verlassen sich für die Fälle einer möglichen Berufsunfähigkeit auf die staatlichen Absicherungen im Sozialstaat. Die Wenigsten sind sich aber dessen bewusst, wie diese Absicherung im Fall der Berufsunfähigkeit konkret aussieht.
Seit 2001 gibt es keine staatliche Berufsunfähigkeitsrente mehr.
Staatlich abgesichert ist nur noch die Erwerbsunfähigkeit. Diese bezieht sich jedoch auf die Arbeitskraft an sich und nicht auf einen konkreten Beruf. Wer berufsunfähig ist, ist also nicht automatisch erwerbsunfähig.
Eine Erwerbsminderung liegt nicht vor, wenn mindestens 6 Stunden täglich irgendeine Tätigkeit ausgeübt werden kann. Als vollständig erwerbsgemindert gilt nur, wer weniger als 3 Stunden am Tag einer Tätigkeit nachgehen kann. Bei der Möglichkeit zwischen 3 und 6 Stunden am allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten, gilt man als teilweise erwerbsgemindert und erhält nur die halbe Erwerbsminderungsrente.
Auch als hoch qualifizierte Arbeitskraft ist man in diesen Fällen gezwungen, jede mögliche Tätigkeit auszuüben, unabhängig von der Art der Tätigkeit und der Höhe des Lohns. Es besteht kein Anspruch auf den Erhalt des Lebensstandards oder die Ausübung des gelernten Berufs. Eine Abteilungsleiterin, die wegen Burnout berufsunfähig ist, muss nicht zwangsweise erwerbsgemindert sein. So könnte es sein, dass sie beispielsweise eine Tätigkeit am Fließband weiterhin ausüben kann. In diesen Fällen ist sie gezwungen, diese Tätigkeit auszuüben, da sie keine staatliche Rente erhält. Ein Frisör, der eine Allergie auf Haarfärbemittel entwickelt, ist gezwungen, auch einfache Tätigkeiten anzunehmen, die keine Ausbildung erfordern oder umzuschulen.
Auch in dem Fall, dass eine Erwerbsunfähigkeit vorliegt, sind die Zahlungen im Vergleich zu einer angemessenen Berufsunfähigkeitsversicherung gering. Was Ihnen konkret im Falle einer Erwerbsunfähigkeit zusteht, können Sie ihrem Rentenbescheid entnehmen. Die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente betrug im Jahr 2020 840 Euro.
Diese staatliche Absicherung gilt zudem nur für Angestellte, die auch in die Rentenversicherung entsprechend eingezahlt haben. Für Selbstständige greift die staatliche Erwerbsminderungsrente nicht.
Auch für Beamte gelten Sonderregelungen.
Wie wahrscheinlich ist eine Berufsunfähigkeit?
In Deutschland werden statistisch jede 5. Frau und jeder 3. Mann vor dem Rentenalter berufsunfähig. Ursachen sind dabei in erster Linie Nervenerkrankungen, zu denen auch psychische Erkrankungen wie Burnout zählen. An zweiter Stelle stehen körperliche Beschwerden, also Erkrankungen des Skeletts und Bewegungsapparates, beispielsweise nach einem Bandscheibenvorfall. An dritter Stelle sehen Krebserkrankungen.
Daneben können auch Unfälle, sonstige Erkrankungen und plötzlich auftretende Allergien eine Berufsunfähigkeit verursachen.
Für welche Berufe sollte eine BUV abgeschlossen werden?
Wie die Statistik zeigt, ist eine Berufsunfähigkeit für alle Berufe angeraten. Manche Berufe, die stark körperlich oder psychisch belastend sind, haben ein höheres Risiko.
Auch langes tägliches Sitzen oder ausschließliches Stehen sowie herausfordernde körperliche Arbeit kann zu starken Belastungen führen, die sich entsprechend auswirken.
Nicht zuletzt können schwere Erkrankungen – wie zum Beispiel Krebs – oder Unfälle letztendlich jeden treffen.
In welchem Alter sollte eine BUV abgeschlossen werden?
Sinnvoll ist eine Absicherung der Arbeitskraft in jedem Alter. In jungen Jahren hat man einen besonders hohen Wert, den man absichern muss, nämlich die Arbeitskraft des gesamten Lebens. Umso älter man wird, desto höher das Risiko an körperlichen Beschwerden zu leiden. Mit mehr Verantwortung im Beruf steigen auch die psychischen Risiken.
Wer eine Familie gründet, ist nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich und sollte daher erst Recht seine Arbeitskraft absichern. Insbesondere, wenn ein Familienmodell gewählt wird, in der eine Person Hauptverdiener ist, sollte diese besonders abgesichert sein. Oftmals hängt auch die Finanzierung des Familienheims an dem Einkommen dieser Person, sodass eine Berufsunfähigkeit gravierende Folgen für die gesamte Familie haben kann.
Der Vorteil des Abschlusses einer BUV bereits in jungen Jahren liegt darin, dass die Beiträge wesentlich niedriger sind und oftmals keine Gesundheitsprüfung erforderlich ist. Je nach Vertrag kann die BUV so angepasst werden, dass sie automatisch mit dem Gehalt mitwächst und später auch höhere Gehälter abgesichert sind. Es müssen keine neuen Verträge mit höheren Beiträgen oder einer Gesundheitsprüfung abgeschlossen werden.
Je älter man wird, desto mehr Vorerkrankungen kann man haben, die eine BU-Versicherung einschränken oder unmöglich machen können. Eltern können bereits mit sehr geringen Beiträgen entsprechende Versicherungen für ihre Kinder abschließen.
Kann man die Arbeitskraft auch anders absichern?
Neben der Berufsunfähigkeitsversicherung kann man bestimmte Risiken für die Arbeitskraft auch anderweitig absichern.
- So gibt es beispielsweise ein Grundfähigkeitenvericherung, die grundlegende Fähigkeiten wie sprechen, hören oder Autofahren absichert.
- Eine Dread-Disease-Versicherung sichert gegen die Einbußen bei schweren Krankheiten wie Krebs oder Multiple-Sklerose ab.
- Eine private Erwerbsminderungsversicherung kann die gesetzliche Absicherung gerade bei körperlich fordernden Berufen aufstocken.
- Eine private Unfallversicherung hilft bei unfallbedingten Einschränkungen weiter.
- Insgesamt sind diese Versicherungen jedoch nicht so weitreichend wie eine klassische Berufsunfähigkeitsversicherung und nur eine Alternative, wenn aufgrund von Gesundheitsprüfungen oder finanziellen Möglichkeiten eine BU-Versicherung nicht in Betracht kommt.