Hierzulande ist jeder Einwohner dazu verpflichtet, eine Mitgliedschaft bei einer Krankenkasse abzuschließen. Selbstständige und verbeamtete Personen können frei entscheiden, ob sie einer gesetzlichen oder privaten Krankenkasse beitreten möchten.
Doch welche Vor- und Nachteile haben die jeweiligen Konzepte?
Inhaltsverzeichnis
Individuelle Erwartungen entscheiden
Wahloptionen zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung richten sich nach der Frage, welche Erwartungen Versicherungsnehmer an ihre Krankenkasse stellen.
Die Grundideen beider Systeme unterscheiden sich deutlich voneinander.
Gesetzliche Krankenversicherungen möchten möglichst viele Versicherungsnehmer grundlegend absichern. Die gesetzlichen Krankenkassen sichern ihren Mitgliedern ein umfassendes Repertoire an Standardleistungen zu. Eine Bezahlung der Beiträge erfolgt nach dem Solidaritätsprinzip.
In der privaten Krankenversicherung liegt der Fokus hingegen auf einzelnen Versicherten. Dementsprechend wählen Versicherungsnehmer die Leistungen aus, für welche sie eine Versicherung erhalten möchten. Die Versicherungspakete könnten deshalb auch Leistungen enthalten, die in der gesetzlichen Krankenkasse nicht mit abgedeckt wären.
Freie Wahl der Krankenkasse durch bestimmte Personengruppen
Inwiefern Unternehmen die private oder die gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige auswählen können, richtet sich nach individuellen Details zur Gehaltsklasse oder zum Anstellungsverhältnis. Generell können Freiberufler, Unternehmer oder anderweitige Selbstständige wie Ärzte oder Rechtsanwälte bei ihrer Krankenkasse frei wählen. Sie können sich eigenständig an Krankenversicherungen wenden, unabhängig vom Einkommen.
Laut einer Statistik aus dem Jahr 2020 haben sich von bundesweit etwa vier Millionen Freiberuflern und Selbstständigen etwa 1,4 Millionen aus dieser Personengruppe für eine gesetzliche Krankenversicherung entschieden.
Kosten und Beiträge der privaten Krankenversicherung
Für die private Krankenversicherung zu entrichtende Beiträge basieren auf dem Alter, etwaigen Vorerkrankungen und gewünschten Leistungen der versicherten Person. Damit die Preise über einen langen Zeitraum konstant bleiben und Betroffene im hohen Alter keine zu hohen Tarife bezahlen müssen, sind die Beiträge von Anfang recht hoch.
Auch wenn keine generellen Pauschalpreise festgelegt werden können, lassen Studien darauf schließen, dass Versicherte im Alter von etwa 35 Jahren monatlich zwischen 300 und 600 Euro bezahlen.
Eine Familienversicherung für andere Familienmitglieder ist nicht möglich. Stattdessen muss für jeden Versicherungsnehmer eine gesonderte Police abgeschlossen werden.
Kosten und Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung
Der monatliche Beitrag von gesetzlich krankenversicherten Selbstständigen orientiert sich am jeweiligen Gehalt. Je mehr eine Person verdient, desto höher sind dementsprechend auch die Beiträge. Die Beiträge sinken oder fallen parallel zum jeweiligen Einkommen. Der aktuelle Beitragssatz beträgt derzeit etwa 14,6 Prozent. Doch es gibt eine Höchstgrenze von monatlich 700 Euro für alle Personen, deren jährliches Bruttoeinkommen 58.050 Euro übersteigt.
Der Nachteil einiger gesetzlicher Krankenkassen besteht darin, dass die Anbieter zusätzliche Beiträge für bestimmte Leistungen einfordern. Freiberufler oder Selbstständige müssen die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung komplett allein bezahlen. Eine kostenfreie Familienversicherung für Ehepartner oder Kinder ist in aller Regel problemlos möglich.
Unterschiedliche Leistungspakete
In der gesetzlichen Krankenversicherung enthaltene Leistungen geben überwiegend Gesetzgeber vor. Eine Anpassung des Leistungsumfangs erfolgt regelmäßig durch den Gesetzgeber.
Aus den Regelungen soll ein Behandlungsstandard resultieren, von dem die meisten Menschen profitieren.
Darüber hinaus offerieren einige Krankenkassen spezielle Zusatzleistungen. Diesen kassenspezifischen Serviceleistungen gehören Sportkurse, Haushaltshilfen für behinderte Menschen, ausgewählte Impfungen oder Kostenübernahmen für Heilpraktiker an.
In Deutschland gibt es etwas weniger als 100 Krankenkassen, von denen mehr als zwei Drittel in mehreren Bundesländern ansässig sind. Typische Gründe für einen Wechsel der Krankenversicherung sind ein Arbeitsplatzwechsel, Beitragserhöhungen oder ein letzter Wechsel der Krankenkasse vor mehr als 18 Monaten.
Leistungsumfang privater Krankenkassen
Für gewöhnlich deckt der Leistungskatalog privater Krankenversicherungen alle Standardleistungen ab, die auch für eine private Krankenversicherung typisch sind. Auf Wunsch können sich Versicherungsnehmer zusätzlich für weitere Leistungen wie Behandlungen beim Optiker, bei Spezialisten oder Arztbesuche im Ausland entscheiden. Selbstständige Versicherungsnehmer können selbst entscheiden, welche der Leistungsangebote sie in Anspruch nehmen möchten. Eine Regelung der Leistungen erfolgt über spezielle Tarife.
Der Serviceumfang des Basistarifs ist mit dem der gesetzlichen Krankenversicherung vergleichbar und somit die günstigste Option privater Krankenkassen. Die Inanspruchnahme einer privaten Krankenversicherung ist für Versicherungsnehmer bindend. Von Anfang sind Beiträge für die Police relativ hoch. Somit erschaffen sich Versicherungsnehmer ein finanzielles Polster, weil Beiträge im hohen Alter nicht erhöht werden müssen.
Wissenswertes zur Absicherung im hohen Alter bei gesetzlichen Krankenversicherungen
Auch im hohen Alter orientieren sich die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung individuell nach dem Einkommen. Gesetzliche Krankenkassen bieten den Vorteil, dass während ihres Erwerbslebens zu 90 Prozent bei gesetzlichen Kassen Versicherte durch ihren Anspruch auf gesetzliche Rente direkt in Krankenversicherungen der Rentner übernommen werden.
Zu zahlende Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung richten sich nach dem Einkommen aus gesetzlicher Rente, ihrem Zuverdienst sowie der Betriebsrente.
Unabhängig davon werden hingegen Gewinne am Kapitalmarkt sowie private Renten wie Lebensversicherungen betrachtet.
Altersabsicherung bei privaten Krankenkassen
Versicherungsnehmer einer privaten Krankenversicherung sollten sich etwaige Kostenerhöhungen vor Augen führen. Die meisten Rentner haben im Rentenalter weniger Geld als bei Erwerbstätigkeit. Deshalb sollten sich ältere Selbstständige genau überlegen, ob sie sich die Beiträge auch noch im hohen Alter leisten können. Ein Anspruch auf Altersrückstellungen ist zwar möglich.
Diese Rückstellungen gleichen die höheren Kosten jedoch nur partiell aus. Weil die Abgaben allerdings nicht vom Einkommen abhängen, ist die private Krankenversicherung in erster Linie für Selbstständige mit Mieteinnahmen, Zinserträgen, einer großen Rente oder Aktiengewinnen geeignet.
Die Qual der Wahl
Entscheiden sich Selbstständige für die gesetzliche Krankenversicherung, ist diese Wahl eigentlich niemals falsch.
Mit Ausnahme von niedrigen Zuschlagszahlungen und Zusatzleistungen unterscheiden sich die Krankenkassen nur marginal.
Falls Änderungen anstehen, ist ein Wechsel der Krankenkasse auch im Nachhinein recht unkompliziert möglich. Fällt die Wahl auf eine private Krankenversicherung, richtet sich die Entscheidung in erster Linie nach dem erhofften Leistungspaket sowie hierfür entstehenden Kosten.
Unter diesen Umständen ist ein Wechsel zwischen mehreren privaten Krankenversicherungen oder von einer gesetzlichen zur privaten Krankenkasse nur schwierig möglich.
Im Zweifelsfall online recherchieren
Zur Orientierung stellen die meisten Krankenversicherungen im Internet Übersichten über ihre Leistungen zur Verfügung. Eine weitere hilfreiche Informationsquelle ist das Bundesgesundheitsminsterium. Im Zweifelsfall sollten sich Selbstständige an neutrale Quellen wenden, um möglichst viele Informationen über Leistungen und Kosten einzelner Krankenversicherungen zu erhalten.