Sicher haben Sie schon mal etwas vom Placebo Effekt gehört. Es handelt sich dabei um sogenannte Scheinbehandlungen, die Symptome lindern können.
Dieser Effekt wurde im Laufe der Jahre immer wieder untersucht und analysiert. Inzwischen ist die Wissenschaft so weit, dass sie versteht, wie der Placebo Effekt funktioniert. Und auf diese Weise können wirksame Therapien optimiert werden. Sie möchten auch wissen, wie die Scheinbehandlung auf Menschen wirkt?
Inhaltsverzeichnis
Was ist überhaupt ein Placebo Effekt?
Um zu verstehen, wie der Placebo Effekt funktioniert, muss erstmal geklärt werden, was das überhaupt ist. Placebos selbst sind zum Beispiel Tabletten, die keinerlei Wirkstoff enthalten oder Operationen, die überhaupt nicht durchgeführt werden.
Dennoch können diese scheinbaren Behandlungen, die Symptome einer Krankheit lindern.
Sie helfen zum Beispiel bei Schlafstörungen, Parkinson, Migräne und Depression. Die Placebos beeinflussen dabei unterschiedliche körperliche Prozesse wie den Blutdruck, das Immunsystem, Botenstoffe im Hirn oder die Herzfrequenz. Hauptsächlich genutzt wird diese Scheinwirkung in klinischen Studien. Hier soll der Effekt eines echten Wirkstoffes mit der reinen Placebo-Wirkung verglichen werden. Dabei passiert es überraschend oft, dass sich die Symptome in beiden Gruppen bessern. Demnach also auch in der Gruppe, die den eigentlichen Wirkstoff nicht erhalten hat. Aber wie kann das sein?
Innerhalb klinischer Studien basiert nicht jede Besserung der Symptome auf dem Placebo Effekt
Zwar können nicht alle Erfolge mit dem Placebo Effekt in Verbindung gebracht werden, aber einige eben schon. Und bei diesen Menschen tritt eine Wirkung durch Vorerfahrung und Erwartung ein. Das heißt, dass ein Patient erwartet, dass die entsprechende Behandlung helfen wird. Der Placebo Effekt heißt in diesem Fall fachsprachlich Placebo Antwort. Allerdings entsteht dieser heilsame Effekt nicht ausschließlich durch die positive Erwartungshaltung. Gleichermaßen beteiligt ist wie gesagt die Erfahrung des Organismus. Das bedeutet, dass unser Organismus bereits gelernt hat, dass Tabletten eine bestimmte positive Wirkung haben.
Dabei spricht man auch von klassischer Konditionierung. Wer beispielsweise im Alltag regelmäßig zu Aspirin in Form von Brausetabletten gegen Kopfschmerzen greift, dem wird sicher auch eine Brausetablette ohne Wirkstoff helfen. Das liegt daran, dass unser Gehirn den schmerzlindernden Effekt mit einem sprudelnden Getränk und säuerlichem Geschmack verbindet. Allein die Tatsache, dass wir diese Tablette einnehmen, führt demnach dazu, dass die Schmerzen nachlassen.
Bei den meisten Menschen steht die klassische Konditionierung im Vordergrund
Wie weit die klassische Konditionierung oder die Erwartung eine Rolle spielen, hängt von den jeweiligen Personen ab.
Bei den meisten Menschen steht jedoch die klassische Konditionierung im Vordergrund, zumindest dann, wenn es sich um Störungen handelt, bei denen das Hormon- und Immunsystem betroffen sind.
Wenn es um Schmerzen, Depressionen oder Angstzustände geht, spielt vor allem die positive Erfahrung eine Rolle.
Wie genau Placebos im Körper wirken
Tatsächlich helfen Placebos sogar ohne Täuschung. Das liegt daran, dass wir über unsere Sinneskanäle Informationen verarbeiten. Gemeint ist zum Beispiel der Geschmack einer Tablette, der Arzt, der uns sagt, dass dieses Medikament helfen wird oder der Anblick einer Spritze. Und durch diese Informationen nehmen wir automatisch eine bestimmte Erwartungshaltung ein. Da die Erwartungen positiver Natur sind, verbinden wir sie zudem sofort mit angenehmen Gefühlen (Erleichterung, Freude) und Hoffnung.
Soweit, so gut: Neurowissenschaftler fanden nun heraus, dass beim Placebo Effekt der Präfrontale Cortex und Amygdala aktiviert werden. Bei ersterem handelt es sich um die Hirnregionen, die mit Denkprozessen in Verbindung gebracht werden und bei letzterem um Areale, die für die Verarbeitung von Emotionen verantwortlich sind.
Der Schmerz wird reduziert, indem das körpereigene Schmerzabwehrsystem aktiviert wird
Wenn wir nun voller positiver Erwartungen in Bezug auf Schmerzen sind, reagiert unser Körper, indem er Endorphine freisetzt. Endorphine sind körpereigene Opioide und demnach ein wichtiger Bestandteil unserer Schmerzhemmung. Werden Placebos angewendet, können diese die Effekte bestimmter Pillen imitieren. Gut untersucht ist bisher insbesondere der Placebo Effekt auf unser Immunsystem.
Mithilfe von Scheinbehandlungen können hier äußerst spezifische Reaktionen hervorgerufen werden.
Erhalten wir beispielsweise gleichaussehende Medikamente, werden bestimmte Strukturen unseres Gehirns aktiviert, die in das vegetative Nervensystem eingreifen. Dadurch wird wiederum unser Immunsystem beeinflusst. Bei Allergie kommt es zum Beispiel zu einer überschießenden Immunreaktion.
Einen wesentlichen Anteil daran hat das Organ Milz. Die Milz schüttet den Botenstoff Noradrenalin aus, sobald Nervenfasern ein Signal aus dem Gehirn dorthin leiten. Noradrenalin bindet sich an Rezeptoren der T-Zellen unseres Immunsystems und unterdrückt dieses. So lässt die überschießende Immunreaktion nach. Dieser Effekt funktioniert erwiesenermaßen auch mit Placebos.
Studien zufolge wirken farbige Pillen besser als weiße
Besonders stark ist der Placebo Effekt, wenn farbige Pillen verabreicht werden. Außerdem sind kleine und große besser als mittelgroße und statt Tabletten, sollten lieber Kapseln genommen werden. Das Aussehen spielt in Bezug auf die Wirkung demnach eine entscheidende Rolle. Schon allein die unterschiedlichen Farben wirken sich jeweils anders aus. Während blau Pillen eine beruhigende Wirkung haben, wirken rote eher anregend.